Feigheit ist ein unbekannt gewordener Begriff. Seit längerer Zeit versteht man das entscheidungslose, empfindlich windgewendete Verhalten als modern und vernünftig, würdig einer pluralistischen, multikulturellen Gesellschaft. Es existieren keine Kriterien oder Merkmale für Feigheit, weil auch keine für das Gegenteil existieren. Die Werte sind verschwommen und Verantwortung ist, entsprechend der hochkomplexen gesellschaftlichen Organisation derart spezifisch, partikular verteilt, dass sie unmerklich wurde, allgemein, diffus.
Kolumne “Wort zum Sonntag”, Haimo L. Handl, 23. 9. 2012
Wir leben in eigenartigen Zeiten. Einerseits intensiviert sich die Empörungskultur politisch und kulturell, andererseits beklagen wir ein politisches Desinteresse. Einerseits finden Künstler und Künste zu vordergründigen Politaktionen, andererseits schwelgt die Szene in stereotypen Unterhaltungshäppchen ohne eigene Stimme, ohne eigenes Profil, prefabriziert und leicht konsumierbar. Offensichtlich schließt das Eine das Andere nicht aus.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 29. 4. 2012
Unsere wesentlichen Rechtsbegriffe verlieren an Eindeutigkeit und Verbindlichkeit. Eine falsche Relativierung im Zuge einer falschen Toleranzübung unterminiert eigene Rechtsprinzipien. Die Schwächungen der über die Aufklärung mühsam errungenen Bürgerrechte geht nicht nur von den Staaten aus, sondern auch, am Gegenpol, von Bürgerinnen und Bürgern in den Staaten.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 17.10.2010
Die Französische Revolution, Wiege der modernen, republikanischen Welt, war nicht nur gewalttätig und blutrünstig, sondern auch im Geistigen, Kulturellen ein Versuch des großen Reinemachens, der tabula rasa, der extremen Purification.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 29.08.2010