Feigheit ist ein unbekannt gewordener Begriff. Seit längerer Zeit versteht man das entscheidungslose, empfindlich windgewendete Verhalten als modern und vernünftig, würdig einer pluralistischen, multikulturellen Gesellschaft. Es existieren keine Kriterien oder Merkmale für Feigheit, weil auch keine für das Gegenteil existieren. Die Werte sind verschwommen und Verantwortung ist, entsprechend der hochkomplexen gesellschaftlichen Organisation derart spezifisch, partikular verteilt, dass sie unmerklich wurde, allgemein, diffus.
Kolumne “Wort zum Sonntag”, Haimo L. Handl, 23. 9. 2012
Sprechen wir vom Kriegsende, erinnern sich die meisten an den 2. Weltkrieg. Einige wissen, dass er am 1. September 1939 begann und am 2. September 1945 endete. An den 1. Weltkrieg erinnern sich wenige; von ihm wissen viele nur Vages. Es hat kein allgemeines und vertieftes Lernen aus der Geschichte stattgefunden. Nach dem Krieg scheint vor dem Krieg.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 2. 9. 2012
Vor Kurzem wurde in Winterthur, Schweiz, ein Mann zu einer siebenjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, weil er in einem Inserat eine Mutter mit ihrer Tochter zur Schlachtung feilgeboten hat; 39 Interessierte hatten sich gemeldet. Die Sexologin Christa Gubler wundert sich, dass nicht mehr Interesse zeigten. Die Empörung ist groß.
Kolumne “Wort zum Sonntag”, Haimo L. Handl, 13. 5. 2012
In der TAZ warnt jemand, man möge die Mordanschläge auf Christen nicht als Verfolgung darstellen, die gäbe es nicht. Andere werben für Verständnis verletzter Moslemseelen aufgrund beleidigender Karikaturen oder der Weigerung einiger Staaten, in ihren Ländern Moscheen mit Minaretten bauen zu lassen. Die Eurokrise werde herbeigeredet, es sei eigentlich alles im Griff und unter Kontrolle. Wenn was schief gehe, stünden Rettungsgelder bereit.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 9. 1. 2011
Unsere wesentlichen Rechtsbegriffe verlieren an Eindeutigkeit und Verbindlichkeit. Eine falsche Relativierung im Zuge einer falschen Toleranzübung unterminiert eigene Rechtsprinzipien. Die Schwächungen der über die Aufklärung mühsam errungenen Bürgerrechte geht nicht nur von den Staaten aus, sondern auch, am Gegenpol, von Bürgerinnen und Bürgern in den Staaten.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 17.10.2010