Als der chinesische Autor Mo Yan kürzlich den Nobelpreis für Literatur erhielt, erschollen im Westen wie im Osten, besonders auch in China, kritische Stimmen, die ihm ankreiden, dass er ein regimetreuer Bestsellerautor sei. Fast überall wurde primär Politik und Ideologie zum Beurteilungsgegenstand, eine gewisse gutmenschlerische Moral, und vereinzelt auch Bezweiflungen seiner literarischen Qualität.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 11. 11. 2012
Die jüngsten Beschlüsse zum ESM, die rigiden Sparauflagen, die verzweifelten Versuche, trotzdem gleichzeitig Konjunkturspritzen zu verabreichen, die Bereitschaft, Inflation in Kauf zu nehmen, indem Geld in unbeschränkter Höhe zur Verfügung gestellt wird, als ob es irgendwo lagere und nur darauf warte, abgezogen und verteilt zu werden, sind Ausdruck nicht nur einer tiefgehenden Finanzkrise, nicht nur einer Wirtschaftskrise, sondern einer existentiellen Krise der Union als System.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 14. 10. 2012
Die Erfolge der amerikanischen, israelischen und, im Schlepptau, europäischen Kriegspolitik im Nahen Osten scheinen konkreter zu werden. Langsam machen sich die versteckten als auch offenen Investitionen in Waffen, Logistik und Know-how-Transfer bezahlt: die syrischen “Oppositionellen”, wie man die finanzierten, hoch aufgerüsteten Terrorgruppen im Westen nennt, werden es schaffen, den Krieg zu internationalisieren, was den Westmächten inklusive der Türkei, die wieder in Großmachtsgefühlen schwelgt, das öffentliche Feigenblatt böte, um einen offenen Krieg zu starten.
Kolumne “Wort zum, Sonntag”, Haimo L. Handl, 7. 10. 2012
In Frankreich werden in den vergangenen Wochen systematisch Roma von den Lagerplätzen vertrieben; oft bietet man ihnen ein Weggeld von 300,00 Euro, damit sie in ihre “Heimat” zurückkehren, meist Rumänien oder Bulgarien. Gegen geltendes EU-Recht versucht die sozialistische Regierung unter ihrem Paradesozialisten François Hollande, ähnlich wie vorher die konservative unter Nicolas Sarkozy, die lästigen Roma zu vertreiben; die dauernde Kriminalisierung und Hetze in den Massenmedien hilft dabei.
Kolumne “Wort zum Sonntag”, Haimo L. Handl, 30. 9. 2012
Die Schweiz steht, vor allem nach ihrem eigenen Verständnis, für Redlichkeit, Sauberkeit, Ordnung. Leistung und Pflichterfüllung sind Landestugenden. Sogar Friedlichkeit existiert, neben Käse und Schokolade, Almen und Alpen, als strapaziertes Klischee. Die mühselige, oft erzwungene Geschichtsaufarbeitung hat dieses Bild zerkratzt und unangenehme Wunden aufgerissen: Der Reichtum der Schweiz primär das Resultat spezifischer äußerer Umstände, politisch wie wirtschaftlich. Das wollen viele nicht wahrhaben. Das wollen viele weiterführen, so lange es geht.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 26. 8. 2012