Katastrophen- und Kriegsberichte füllen weite Teile der Massenmedien. Die Nachrichten scheinen das Unterhaltungsprogramm mit Krimis, Horror- und Kriegsfilmen zu ergänzen. Die Unterscheidbarkeiten verringern sich, alles scheint sich anzugleichen, Ähnlichkeiten prägen sich ein. Die Wahrnehmungsweisen führen zu Staunen, Abscheu vielleicht und Empörung, aber auch zu Kitzel und Unterhaltung. Man sitzt, sieht – und macht weiter. Divertimento. Unterhaltung, sogar Vergnügen, jedenfalls “Zerstreuung”. Unterhaltsame Erholung und Ablenkung.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 27. 5. 2012
Die Reaktionen der Deutschen auf die Atomkatastrofe in Japan hat viele erstaunt. Berufene Vernünftige schelten die Deutschen Unvernünftige und malen das Zerrbild der fälschlich sich zu Tode Geängstigten, der Furchtsamen, machen sich lustig über deutsche Bedenken. Einer, der immer für Zivilcourage und Empathie eintritt, macht sich blöde lustig über diese Deutschen, die sich über eine so weit entfernte Katastrofe aufregen, als ob sie bei ihnen selbst sich ereignet hätte.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 3. 4. 2011
Die durch das Erdbeben in Japan ausgelöste Nuklearkatastrofe zeigt nicht nur die eingeübte Täuschung auf, Atomenergie sei sicher und “friedlich”, sondern auch die schiere Unmöglichkeit, mit der hausgemachten, konstruierten und programmierten Katastrofe adäquat umzugehen. Ganz gleich, wie man reagiert, es scheint immer falsch: zu verzweifelt, zu gefühlsduselig, zu moralisch, zu nüchtern, zu politisch oder ökonomisch räsonierend, zu borniert und dumm, zu abstrakt und selbstvergessen, zu wütend und zornig, zu leise.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl vom 20. 3. 2011
Das Erdbeben in Haiti hat sehr viele Opfer gefordert. Die Reaktionen waren geteilt. Einerseits Entsetzen über das Unglück, die Katastrofe und spontane Hilfe, die in eine organisierte ausgebaut wurde. Andererseits Häme, Verwünschung und Verfluchung, die einen tief barbarischen Zug böser Menschen offenlegten, die als Tugendterroristen von Gottesstrafe schwätzten und giftschäumend noch mehr den Opfern, die sie als Täter sahen, hintennachwünschten.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 21.02.2010