Kompromisslosigkeit

Date 2012-07-28

Bei Künstlern wird meist gelobt, dass sie “keinen Millimeter von ihrer Linie abweichen”, dass sie völlig kompromisslos ihre Vorstellung durchzusetzen suchen. Was woanders als Borniertheit, als negative Sturheit kritisiert werden kann, erscheint hier vorbildhaft als Tugend. Aber machen wir uns klar, Kompromisse so zu verteufeln, ihr Gegenteil als Tugend zu preisen, fordert einen hohen Preis. In die Welt der Politik oder Wirtschaft übertragen ist es gerade die Kompromisslosigkeit, die zu Terror und Krieg, zu Verderben und Niedergang führt. Wie eigentümlich, dass in der Kunst diese Haltung so gepriesen wird.

Kolumne “Wort zum Sonntag”, Haimo L. Handl, 29.7.2012

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Freiheit ohne Verantwortung

Date 2011-07-30

Nach der Präsentation von Driesch #6 kam ich mit einem Leser ins Gespräch. Er fragte, wer die Besprechung “Ciorans Hitlerei” geschrieben habe. Dann bemerkte er, dass er ganz anderer Meinung sei. Ich hätte übertrieben und ihn falsch beschuldigt bzw. verurteilt. Man müsse das anders lesen und sich vor Augen halten, dass es um Literatur, Dichtung gehe. Die ideologische Beurteilung meinerseits sei irrig. Es liege am Rezipienten, mit dem Material umzugehen. Der Künstler, Dichter, habe jede Freiheit.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 31. 7. 2011

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Das unfreie Böse

Date 2009-08-16

Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 16. 8. 2009

In vielen Pädagogiken, besonders in den modernen und bei uns anerkannten, wird extrem negatives Sozialverhalten, also wirklich böses, grausames Handeln auf negative Erfahrungen in der Kindheit zurückgeführt. Die früheren Milieutheorien wurden zwar geändert, aber nicht aufgegeben. Untaten, z. B. Foltern und Morden, Vergewaltigung oder Massenmord und dergleichen führen unweigerlich zu Fragen nach der Vergangenheit des Täters, der oft und öfter dabei zum Opfer wird: Schon als Kleinkind hatte er (in weniger Fällen sie) Schlimmes erfahren, seine oder ihre Kindheit war beschädigt und führte zu Schäden.

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Unworte für korrekten Ungeist

Date 2009-04-14

Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 09.12.2007

Worte und Unworte, seit vielen Jahren ausgewählt und publiziert, spiegeln den Geist und Ungeist wider; sie sind aber auch Sprachmittel für das Mentale. Sprache ist lebendig. Sie bildet nicht nur ab, sondern richtet auch zu. Viele «Worte des Jahres» klingen wie «Unworte» – es braucht schon eine Expertise, um die Unworte als solche auszuweisen.

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