Hierzulande sind einigen noch die Lesezirkel bekannt, jene Abonnements wöchentlicher Zeitschriftenlieferungen, die früher viele Haushalte vor allem mit populären Illustrierten versorgten. So ein Lesezirkel hat nichts gemein mit einem Lesekreis. In einem Lesekreis tauschen sich Leser über ihre Lektüre aus. Das gab es früher auch. Aber der Begriff, das Image, ist derart negativ klischiert, dass er heutzutage keine Zukunft zu haben scheint, wiewohl die Einrichtung und Übung höchst positiv wäre.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 17. 7. 2011
Liebe Mama, ich sitze hier am Flughafen CDG in Paris fest. Mit tausenden anderen Passagieren. Der Winter ist schuld, der überraschende Schnee. Der Flughafen ist nicht nur nicht ausgerüstet und gewappnet für einen wettersicheren Dienst. Es musste auch eine Halle evakuiert werden wegen Einsturzgefahr des Daches. Aber das Ganze hat etwas Interessantes. Plötzlich komme ich in Gesellschaft, zu der ich sonst keinen Zugang hätte. Es mischen sich die Gruppen und Klassen. Ich höre Dinge, die mir sonst fremd geblieben wären.
Kolumne “Wort zum Sonntag”, 26. 12. 2010 von Haimo L. Handl
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 06.01.2008
Die realpolitische Vernunft fördert Dialoge. Die politische Korrektheit fordert Dialoge. Die Beflissenen üben Dialoge als Programm und Mission. Es werden «Dialogformeln» beschworen. So genannte Multikulturalität redet von Dialogen wie von Toleranz. Aber Toleranz geht eher einseitig vom Tolerierenden aus, Dialog ist eigentlich mindestens zweiseitig.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl 13.07.2008
Ich lebe in vielen Kulturen und habe noch keine kommunizieren erlebt. Es kommunizieren nicht die «Kulturen» als solche, als Systeme, sondern Vertreter von ihnen. Ich kommuniziere mit Angehörigen, Vertretern, Repräsentanten unterschiedlicher Kulturen, ähnlich wie mit Angehörigen «meiner» Kultur. Aber «mein» System tauscht sich nicht mit einem anderen aus. Auch in «meiner» eigenen Kultur erlebe ich in den Kommunikationen so extreme Unterschiede, dass ich nicht von einem kompakten oder gar homogenen Kulturgebilde denke und spreche.