Wir leben in eigenartigen Zeiten. Einerseits intensiviert sich die Empörungskultur politisch und kulturell, andererseits beklagen wir ein politisches Desinteresse. Einerseits finden Künstler und Künste zu vordergründigen Politaktionen, andererseits schwelgt die Szene in stereotypen Unterhaltungshäppchen ohne eigene Stimme, ohne eigenes Profil, prefabriziert und leicht konsumierbar. Offensichtlich schließt das Eine das Andere nicht aus.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 29. 4. 2012
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 28.12.2008
Die Erfahrungen eines Hörseminars, das ich kürzlich gab, entsprachen ganz und gar nicht den üblichen propagierten Slogans und Devisen der inszenierten Besinnlichkeit, die im gesteuerten Stress und gesteigerten Konsum ihre multiplen Orgasmen finden. Mir war aufgefallen, dass fast alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer (die Mehrzahl war weiblich!) Hörprobleme haben. Nicht physisch, organisch. Solche Hörgeschädigten waren nicht in der Gruppe. Sondern mental oder psychisch. Sie vermochten nicht einfach «besinnlich» zu werden.