Auf Facebook wurde wieder einmal zum Mord aufgerufen, zur Lynch”justiz” an einem 17-Jährigen, der von der Emdener Polizei medienwirksam, öffentlich präsentiert, verhaftet und verdächtigt worden war. Trotz der Floskeln “es gilt die Unschuldsvermutung” gilt sie für viele besorgte Bürger nicht. Sie wollen Taten. Sofort. Weil das Strafsystem so locker sei, wollen sie konkrete Strafen, z. B. die Todesstrafe. Nachdem die in Deutschland (bzw. in der EU) nicht verhängt wird, folgt der Aufruf zur Widerstandstat. Aufrechte Bürger rufen so zum Mord auf, um Recht und Ordnung herzustellen, um ihre Rache zu befriedigen.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 8. 4. 2012
Die Prügelstrafe, die direkte Gewalt als Erziehungsmittel, wurde in den meisten europäischen Staaten in den späten Siebziger- und frühen Achtzigerjahren vorigen Jahrhunderts abgeschafft. In vielen Staaten ist sie nur im Schulbereich verboten. In den USA wird sie in den meisten Staaten noch praktiziert, in Russland ebenso, ganz zu schweigen von der islamischen Scharia, die seit je in der körperlichen Züchtigung das vornehme Recht der Strafe sieht.
Gewalterziehung. Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 28. 8. 2011
Frankreich deportiert Gruppen von Roma nach Rumänien und spricht von freiwilligen Rückkehren, die vom französischen Staat sogar finanziert werden. In Italien sind früher schon Roma gehetzt, gejagt, verprügelt und ermordet worden. Behelfsunterkünfte der Roma werden abgerissen, planiert. In Ungarn steigt die mörderische Gewalt gegen Roma; eine systematische, faschistische Hetze hat sich breit gemacht. Deutschland will innerhalb kurzer Zeit an die 12.000 Kosovaren, die meisten von ihnen Roma, abschieben.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 22.08.2010
Es ist wieder modisch geworden nicht nur rasch zu verdächtigen, sondern auch zu verurteilen bzw. verdächtigend zu verurteilen. In einigen Ländern und Gesellschaften reicht das aus für Mord, wenn Islamisten eine Beleidigung ihres Gottes oder des Profeten davon rächen. In anderen, wenn man als Mitglied einer falschen Ethnie “gesäubert” gehört. Aber es gibt eine andere Form, als Vorläufer sozusagen, die vielen noch nicht so schlimm auffällt, weil man sich im dauernden Niedergang von Werten daran gewöhnt hat.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 25. 04. 2010
Was ist Schicksal? Am gegenwärtigen Schicksalsglauben auch in hoch entwickelten, aufgeklärten Gesellschaften lässt sich die Schwäche der Aufklärung ablesen: die willige Unterwerfung unter Vorbestimmung, Determinierung, göttlichem Willen oder, neutraler ausgedrückt, einer vom Menschen nicht beeinflussbaren Macht, zeichnet viele Menschen aus, die sonst vorgeben, nicht gläubig, schon gar nicht abergläubisch zu sein. Die massenweisen Bekundungen zu und über Schicksale sprechen jedoch eine andere Sprache. Die meisten Horoskopgläubigen finden sich ja auch nicht unvernünftig…
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 18.04.2010