Technologische, leichte Verfügbarkeit erweitert einerseits unsere Sinne, führt andererseits aber auch zu Verkümmerungen und Verarmungen von Fähigkeiten. In dem Maße, wie man sich auf die Technik verlässt, gebraucht man weniger eigenes Denken, eigenes “Begreifen” als direktes, Handhaben: das Werkzeug ersetzt den direkten Zugriff.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 25. 3. 2012
“Der Kulturinfarkt” heißt reißerisch der Titel eines Buches, das erst am 20. März ausgeliefert wird, aber nach einer ankündenden Textprobe im Spiegel bereits zu heftigen Reaktionen führte. Vier Herren lamentieren nicht nur, sondern empfehlen polemisch und provokant, die Kultursubventionen mindestens um die Hälfte zu kürzen, weil für Kultur zuviel Geld aufgewendet werde, und dieses vor allem für zu viel Gleiches bzw. zum Selbsterhalt des verrufenen Apparats diene.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 18. 3. 2012
Man kommt ihm nicht aus. Auf allen Sendern Filme, Dokumentationen, Semidocs, Soaps, Schnulzen, Rührstoffe, Privatisierungen im öffentlichen Kontext, künstlerische Bewältigungsversuche, schnöde Fleddereien. “Nine Eleven” ist zu einer Marke geworden, die mehr übertüncht, lenkt, ablenkt, als klärt, vom Erinnern oder Gedenken, das man sich vielleicht wünschte, ganz zu schweigen. Es wird inszeniert. Es geht um Mythen, Symbole und verletzten Stolz. Eitelkeiten. Daneben versinken “Wahrheiten” oder kommen erst gar nicht hoch. Eine Peinlichkeit sondergleichen.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 11. 9. 2011
Jetzt im Sommer, wo übers ganze Land verstreut Festivals ihre Besucher anlocken, wo Kultur in aller Munde ist, in den Bergtälern, den Flachgauen, an Seen und Lacken, Burgen und Ruinen, könnte man meinen, Kultur sei etwas Wertvolles und von den Menschen derart geschätztes, dass sie so überaus eifrig gepflegt wird.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 10. 7. 2011
Die größte jemals im Ausland gezeigte deutsche Ausstellung “Die Kunst der Aufklärung” im renovierten, umgebauten und erweiterten chinesischen Nationalmuseum, mitten in der City von Beijing, wurde kürzlich mit viel Pomp eröffnet. Nach zehnjähriger Vorbereitung und deutschen Kosten von zehn Millionen Euro soll dort für ein Jahr die Ausstellung gezeigt werden.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 10. 4. 2011