In der NZZ lese ich in einem Kulturartikel den Satz “Beim Internationalen Literaturfestival Berlin ist es wie im Leben: Die Masse dessen, was man versäumt, ist grösser als die Masse dessen, was man erleben kann.” So ist’s im Leben? Das bewahrheitete: es gibt kein richtiges im falschen. Aber da es keine Paradiese gibt, gibt es nur falsches Leben.
Kolumne “Wort zum Sonntag” vom 18. 9. 2011 von Haimo L. Handl
In einem Interview in der WELT anlässlich des Bachmann-Preiswettlesens wurde der Poetikdozent Hanns-Josef Ortheil, Leiter des Instituts für Literarisches Schreiben der Universität Hildesheim, gefragt, ob die Bildungskrise auch bei den Literaturinstituten angekommen sei. Seine Antwort ist ein Musterbeispiel für die Verfahrenheit und Ungebildetheit auch derer, die als Bildungsvermittler auftreten oder als gebildet angesehen werden: “Aber ja. Ich schlage inzwischen vor, den jungen Leuten die Schulbildung im Fach Deutsch zu ersparen. Denn was dabei herauskommt, ist den Namen nicht wert. Kaum Lieblings-Texte, kaum brauchbares Schreiben. Das Fach Deutsch ist zu einer Gerätestube für oft haarsträubendes Dauer-Interpretieren von willkürlich herangezogenen Textbrocken geworden. Da gibt es kaum Raum für Kreativität oder die Meinungen und Anregungen von Schülerinnen und Schülern.”
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 18.07.2010