Vor wenigen Tagen verstarb Keiji Nakazawa, der japanische Comiczeichner, der mit seinen Werken „Barfuss durch Hiroshima“ weltbekannt wurde, im Ausland erfolgreicher als in seiner Heimat Japan. Er hatte, ähnlich wie Art Spiegelman mit seiner „Maus“ das schier Unsagbare und Unvorstellbare vor- und ausgestellt in Bildern. Er hatte durch einen Zufall den Atombombenabwurf auf Hiroshima überlebt, den er als Fünfjähriger erleiden musste und sich das Trauma zwar nicht weggezeichnet, aber immerhin „behandelt“. Sein Werk wurde auch in den USA, dem Land, das das schlimmste Kriegsverbrechen durch seine zwei Atombombenabwürfe, vorläufig die einzigen, beging, erfolgreich gezeigt: Die meisten Amerikaner goutieren durchaus Weltschmerz und Kritik und leben trotzdem gleichzeitig mit ihrer Lebenslüge ganz komfortabel.
Kolumne „Wort zum Sonntag“ von Haimo L. Handl, 30. 12. 2012
Man kommt ihm nicht aus. Auf allen Sendern Filme, Dokumentationen, Semidocs, Soaps, Schnulzen, Rührstoffe, Privatisierungen im öffentlichen Kontext, künstlerische Bewältigungsversuche, schnöde Fleddereien. “Nine Eleven” ist zu einer Marke geworden, die mehr übertüncht, lenkt, ablenkt, als klärt, vom Erinnern oder Gedenken, das man sich vielleicht wünschte, ganz zu schweigen. Es wird inszeniert. Es geht um Mythen, Symbole und verletzten Stolz. Eitelkeiten. Daneben versinken “Wahrheiten” oder kommen erst gar nicht hoch. Eine Peinlichkeit sondergleichen.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 11. 9. 2011
In Japan, und nicht nur dort, gedenkt man des Atombombenabwurfs vom 6. August 1945 auf Hiroshima, dem kurz darauf der zweite auf Nagasaki folgte. Heuer erhält das Gedenken neue Brisanz wegen der Atomkatastrofe in Fukushima. Völlig neu für Japan: Die Regierung orientiert sich jetzt auf eine atomfreie Energieversorgung. Die sogenannt “friedliche Atomnutzung” ist zu gefährlich. Der Schock der noch immer nicht bewältigten Katastrofe sitzt tief.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 7.8.2011