Fast möchte es scheinen, wir fänden uns in der Situation CP-Culture vs. PC-Culture, die Copy & Paste Culture versus der Politischen Korrektheit. Aber bei genauerem Hinsehen decken sich viele Haltungen der vordergründigen Korrektheit mit den unsauberen der leichtfertigen Kopiererei, dem letzthin doch ruchbar gewordenem Plagiarismus.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 15. 5. 2011
Die Plagiatsaffäre des Schummelbarons zu Guttenberg hat schließlich zu dessen Rücktritt als Verteidigungsminister geführt. Viele bedauern das, vor allem die Kanzlerin, und sprechen von überzogenen Intrigen. Aber, es bleibt Fakt: Auch wenn übertrieben intrigant aufgedeckt und angeprangert wurde, die Vorwürfe haben sich als wahr und stichhaltig erwiesen. Das Fokussieren auf die Hintergründe der Aufdecker oder Ankläger soll nur den eigentlichen Kern, um den es geht, übertünchen.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl vom 6. 3. 2011
Nun ist wieder eine schillernde Figur, ein Blender, wie er von vielen genannt wird, ein Publikumsliebling, ein Politstar, in ein schiefes Licht geraten. Eine Kleinigkeit hat bewirkt, was in der Politik unmöglich schien: der Unbesiegbare, wie er vielen erscheint, muss zurückstecken, und wir wissen noch nicht, was folgt. Der deutsche Verteidigungsminister, KTzG, Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg, nennt sich bis zum Abschluss der Untersuchung der Plagiatsaffäre nicht mehr Dr. Seine Dissertation weist viele Zitate auf, die nicht als solche ausgewiesen wurden. Nicht nur Oppositionelle höhnen. Der Spott schlägt ihm auch aus anderen Lagern zu. Andererseits wollen an die 70% der deutschen Wähler nicht, dass er deshalb zurücktritt.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 20. 2. 2011
Gegenwärtig beschäftigt wieder ein literarischer Plagiatsfall die Szene. Ein von den Medien und der Kritik auserkorener Shooting Star, die siebzehnjährige Helene Hegemann hat nachweislich seitenweise aus einem Text eines Bloggers, Airen, abgeschrieben und sich erst nachträglich auf fragwürdige Art entschuldigt bzw. die Sache abgetan, sie habe nur den heute geltenden Regeln der remix & copy-and-paste-culture entsprochen. Zudem hätte sie eh, in der zweiten Auflage, den Autor erwähnt etc. Auch sei die Stoffverwendung eine Art in Kommunikation treten mit dem Autor gewesen, sozusagen eine Hommage.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl,
14. 2. 2010