In den hoch entwickelten Ländern stehen den Menschen die besten Kommunikationsmittel zur Verfügung. Besonders die Jungen sind verstöpselt, so dass sie die Dauerbesrieselung bzw. das Dauerzuhämmern des Gehörs erleben, haben den Kopf sehr oft gesenkt im angestrengten Blick auf das kleine Feld des smart phones, erlernten eine Fertigkeit der Daumen zum Bedienen der virtuellen Tastatur, dass man staunen könnte, wenn einen die Bildung von Handynacken oder -daumen nicht besorgt stimmte. Sie sind nicht nur dauernd erreichbar, wie rigid Überwachte, sie meinen zu kommunizieren, auch wenn die Art der Kommunikation, die Geschwindigkeit und hohe Anzahl in einem krassen Missverhältnis zu Anlässen und Wichtigkeiten stehen. Der Banalitätsaustausch leistet seinen Beitrag zur Selbstvergewisserung, zur Stabilisierung der Identität, zum Gefühl “zu leben”, aktiv zu sein. Was fragt man da nach der Qualität? Es gilt Quantität und Tempo.
Kolumne “Wort zum Sonntag”, Haimo L. Handl, 4. 11. 2012
Hierzulande sind einigen noch die Lesezirkel bekannt, jene Abonnements wöchentlicher Zeitschriftenlieferungen, die früher viele Haushalte vor allem mit populären Illustrierten versorgten. So ein Lesezirkel hat nichts gemein mit einem Lesekreis. In einem Lesekreis tauschen sich Leser über ihre Lektüre aus. Das gab es früher auch. Aber der Begriff, das Image, ist derart negativ klischiert, dass er heutzutage keine Zukunft zu haben scheint, wiewohl die Einrichtung und Übung höchst positiv wäre.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 17. 7. 2011
Bald geht das Schuljahr wieder zu Ende. Viele Jugendliche werden froh sein, endlich vom Lehrbetrieb für eine Weile nichts mehr hören und sehen zu müssen. Für allzu viele bedeutet Schule Stress, Ärger, Arbeit. Und Arbeit scheint verpönt. Sogar Lesen, vom Schreiben oder freien Reden ganz zu schweigen, macht Probleme und wird, wo und wann möglich , gemieden. Natürlich nicht ganz. Im Internet kommen die Jungen nicht umhin zu lesen. Aber dieses Lesen ist eher ein Entziffern, ein funktionales Erkennen gewisser Textkorpora und einer intensiven, sinnerfassenden Lektüre nicht gleichzusetzen.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 5.6.2011
Kürzlich wurde eine kleine Studie einer Umfrage von 400 Österreicherinnen und Österreichern zu ihrem Leseverhalten vorgestellt. Wenig überraschend waren die Antworten, dass ca. 34% als “Vielleser” gelten, weil sie in einem Jahr 10 oder mehr Bücher lesen, 45% aber zu den Lesemuffeln gehören, die nur ein oder maximal fünf Bücher lesen. Trotzdem gaben 62% an, Lesen täte gut. Wie gut? Wem? Für sie als Schwachleser? Ebenso wird festgehalten, dass die elektronischen Medien bei den Jugendlichen dominieren und die Bücher dagegen einfach nicht ankommen.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 13. 2. 2011
Wissen ist in aller Munde bzw. Augen. Wird gehandelt, bearbeitet oder, neudeutsch ausgedrückt, gemanaged (gemenetscht). Wissen ist Speicherstoff, den man abruft, so wie einige früher Wissen in Büchern suchten und sich vielleicht wunderten, dass auch lange Lektüre alleine nicht ausreicht, um Wissen zu erlangen. Wissen ist für einige Faktisches, für andere die Verbindung von Daten mit Erfahrungen. Manche nennen Verstehen Wissen.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 16. 1. 2011