Katastrophen- und Kriegsberichte füllen weite Teile der Massenmedien. Die Nachrichten scheinen das Unterhaltungsprogramm mit Krimis, Horror- und Kriegsfilmen zu ergänzen. Die Unterscheidbarkeiten verringern sich, alles scheint sich anzugleichen, Ähnlichkeiten prägen sich ein. Die Wahrnehmungsweisen führen zu Staunen, Abscheu vielleicht und Empörung, aber auch zu Kitzel und Unterhaltung. Man sitzt, sieht – und macht weiter. Divertimento. Unterhaltung, sogar Vergnügen, jedenfalls “Zerstreuung”. Unterhaltsame Erholung und Ablenkung.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 27. 5. 2012
Wir leben in finsteren Zeiten. Das ist nicht nur ein Zitat, sondern auch eine aktuelle Feststellung. Berühmt geworden ist die Aussage durch Bertolt Brechts Gedicht, das er im Exil schrieb: “An die Nachgeborenen”. Besonders drei Zeilen aus dem ersten Abschnitt sind Allgemeingut geworden: “Was sind das für Zeiten, wo / Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist / Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!”
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 11. 3. 2012
Gegenwärtig beanspruchen die fortdauernde Euro-Krise und die immensen Korruptionsfälle die öffentliche Wahrnehmung und Meinung. Über Streitfragen wie “Ehrensold” für einen unehrenhaften Kurzzeitbundespräsidenten Wulff, weiterer Abbau von Sozialleistung um das strenge Sparprogramm zu erfüllen, Ausbau staatlicher Überwachung und Kontrolle, Kampf gegen Mißbrauch und Kinderpornografie werden existentielle Gefahren ganz anderer Größenordnung übersehen. Man gewinnt den Eindruck, dass gezielt abgelenkt wird, damit das eigentliche Geschäft, der Krieg, um so logischer und unabwendbarer nicht nur vorbereitet, sondern durchgeführt werden kann.
Der 9. Dezember wird als einschneidend und verändernd erinnert werden. Es war der Tag, an dem sich Großbritannien aus der Europäischen Union schoss. Noch nicht formeller Austritt, aber praktisch völliger Rückzug; es war das einzige Mitgliedsland, das bei der wichtigen, wegweisenden, bedeutungsschweren Abstimmung zur Einleitung einer Fiskalunion nicht mitstimmte, als einziges mit NO sich ins Abseits stellte.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 11. 12. 2011
Die durch das Erdbeben in Japan ausgelöste Nuklearkatastrofe zeigt nicht nur die eingeübte Täuschung auf, Atomenergie sei sicher und “friedlich”, sondern auch die schiere Unmöglichkeit, mit der hausgemachten, konstruierten und programmierten Katastrofe adäquat umzugehen. Ganz gleich, wie man reagiert, es scheint immer falsch: zu verzweifelt, zu gefühlsduselig, zu moralisch, zu nüchtern, zu politisch oder ökonomisch räsonierend, zu borniert und dumm, zu abstrakt und selbstvergessen, zu wütend und zornig, zu leise.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl vom 20. 3. 2011