Kürzlich wurde eine kleine Studie einer Umfrage von 400 Österreicherinnen und Österreichern zu ihrem Leseverhalten vorgestellt. Wenig überraschend waren die Antworten, dass ca. 34% als “Vielleser” gelten, weil sie in einem Jahr 10 oder mehr Bücher lesen, 45% aber zu den Lesemuffeln gehören, die nur ein oder maximal fünf Bücher lesen. Trotzdem gaben 62% an, Lesen täte gut. Wie gut? Wem? Für sie als Schwachleser? Ebenso wird festgehalten, dass die elektronischen Medien bei den Jugendlichen dominieren und die Bücher dagegen einfach nicht ankommen.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 13. 2. 2011
Unsere Lesekultur liegt im Argen. Auch an höheren Schulen lesen viele nicht gerne. Die Klassikerpflege wird vielerorts als überflüssig, störend, belastend, unnütz angesehen. Sie lohne nicht, sie bringe nichts. Sie interessiert nicht. Es gibt im österreichischen Lehrplan keinen verpflichtenden Literaturkanon, sondern nur Empfehlungen. Lehrer sollen innerhalb eines Rahmens gestalten, wovon sie meinen, dass es Jugendliche interessiere.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 7. 11. 2010
Am 28. August wurden wieder die Goethe-Medaillen verliehen, diesmal an die ungarische Philosophin Agnes Heller, den libanesischen Lyriker und Übersetzer Fuad Rifka und an den amerikanischen Exilforscher John Spalek. Die Auszeichnung wird vom Goethe-Institut seit 1955 jährlich vergeben für Verdienste um die deutsche Sprache im Ausland.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 05.09.2010
In der FAZ, der Zeitung, die von sich meint, sie sei die beste in Deutschland, schreibt eine Frau Felicitas von Lovenberg, (Jahrgqang 1974), die dort als Ressortleiterin “Literatur und Literarisches Leben” waltet, in einem Artikel über das lesenswerte Leben: “Zwar ist die Dichte an Instant-Klassikern in diesem Herbst nicht derart hoch, wie im vergangenen. Was die Neuentdeckungen betrifft, ist das Rennen aber noch offen.” Den modern Gebildeten, wie Frau von Lovenberg, erscheint da alles in Ordnung. Sie sind Angehörige der instant culture, der instant generation, des Kurzdenkens, des Klatsches und Tratsches, der vordergründigen event culture.
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 25.07.2010
In einem Interview in der WELT anlässlich des Bachmann-Preiswettlesens wurde der Poetikdozent Hanns-Josef Ortheil, Leiter des Instituts für Literarisches Schreiben der Universität Hildesheim, gefragt, ob die Bildungskrise auch bei den Literaturinstituten angekommen sei. Seine Antwort ist ein Musterbeispiel für die Verfahrenheit und Ungebildetheit auch derer, die als Bildungsvermittler auftreten oder als gebildet angesehen werden: “Aber ja. Ich schlage inzwischen vor, den jungen Leuten die Schulbildung im Fach Deutsch zu ersparen. Denn was dabei herauskommt, ist den Namen nicht wert. Kaum Lieblings-Texte, kaum brauchbares Schreiben. Das Fach Deutsch ist zu einer Gerätestube für oft haarsträubendes Dauer-Interpretieren von willkürlich herangezogenen Textbrocken geworden. Da gibt es kaum Raum für Kreativität oder die Meinungen und Anregungen von Schülerinnen und Schülern.”
Kolumne “Wort zum Sonntag” von Haimo L. Handl, 18.07.2010